Trinken im Alter

Ausreichend zu trinken ist in jedem Alter wichtig. Aufgrund von altersbedingten körperlichen Veränderungen haben ältere Menschen ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines Flüssigkeitsmangels, der in der Fachsprache auch Dehydratation oder Exsikkose genannt wird. Bei älteren Menschen muss daher besonders auf ausreichendes und regelmäßiges Trinken geachtet werden.

 

 

Warum ist Trinken so wichtig?

Der menschliche Körper besteht zu mehr als der Hälfte aus Wasser. Dieses erfüllt vielfältige und wichtige Funktionen, es

  • ist u. a. Bestandteil aller Zellen und Körperflüssigkeiten,
  • wirkt als Transport- und Lösungsmittel für Nährstoffe,
  • hält die Körpertemperatur konstant und
  • sorgt für die Quellung des Speisebreis im Darm.

Über den Urin, den Stuhl, den Atem und den Schweiß verliert der Körper permanent Wasser. Diese Verluste müssen durch eine entsprechende Zufuhr an Flüssigkeit, vor allem durch regelmäßiges und ausreichendes Trinken, wieder ausgeglichen werden. Geschieht dies nicht, kann es schon nach wenigen Tagen zu schweren gesundheitlichen Schäden kommen.

Der Mensch kommt nur zwei bis vier Tage ohne Wasser aus, auf feste Nahrung kann er hingegen 30 Tage und länger verzichten!

 

Was sind Ursachen für einen Flüssigkeitsmangel im Alter?

Älteren Menschen haben aus verschiedenen Gründen ein erhöhtes Risiko für einen Flüssigkeitsmangel. Im Alter lässt zum einen das Durstgefühl nach. Normalerweise reagiert der Körper mit Durst, wenn er rund 0,5 % seines Körpergewichts in Form von Wasser verliert. Im Alter funktioniert diese Regulation, die über Rezeptoren im Gehirn gesteuert wird, weniger verlässlich: Trotz eines bestehenden Flüssigkeitsdefizits verspüren ältere Menschen kein ausreichendes Verlangen zu trinken.

Wegen des geringeren Durstgefühls ist es so wichtig, ältere Menschen regelmäßig ans Trinken zu erinnern!

Des Weiteren nimmt im Laufe des Lebens der Körperwasseranteil ab. Während ein Säugling zu etwa 70 % aus Wasser besteht, sind es bei älteren Menschen nur noch rund 40 bis 50 %. Das liegt u. a. an der reduzierten Muskelmasse, die ein großer Wasserspeicher ist. Durch den geringeren Wasseranteil verkraften ältere Menschen Schwankungen im Wasserhaushalt weniger gut, beispielsweise dann, wenn sie in kurzer Zeit viel Wasser verlieren. Dies kann z. B. bei Durchfall oder Erbrechen der Fall sein. Wird in solch einer Situation zusätzlich zu wenig getrunken, kann es schnell zu einem Flüssigkeitsmangel kommen.
Schließlich ist im Alter auch die Fähigkeit der Nieren vermindert, konzentrierten Harn zu bilden. Um harnpflichtige Substanzen wie Harnstoff oder Harnsäure auszuscheiden, benötigt der Körper mehr Wasser, das dann über den Urin ausgeschieden wird.
Neben den beschriebenen körperlichen Veränderungen können weitere Faktoren eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr bzw. erhöhte Wasserverluste im Alter begünstigen:

Zu niedrige Flüssigkeitszufuhr durch: Erhöhte Wasserverluste durch:
  • die fehlende Gewohnheit zu trinken,
  • Angst vor dem Toilettengang bei Prostatabeschwerden, Inkontinenz oder einer überaktiven Blase,
  • Schluckstörungen,
  • Vergesslichkeit, Demenz,
  • Depression,
  • Probleme beim Getränkekauf, Öffnen von Glasflaschen oder beim Trinken selbst sowie fehlende Unterstützung,
  • geringe Essmengen, Mangelernährung.
  • hohe Umgebungstemperaturen, z. B. im Sommer, hohe Raumtemperaturen,
  • vermehrte körperliche Aktivität, z. B. bei einem Bewegungsdrang,
  • protein- und/oder salzreiche Ernährung,
  • erhöhte Atemfrequenz,
  • Erkrankungen mit Fieber, Durchfall oder Erbrechen,
  • Flüssigkeitssekretion aus Wunden oder Fisteln,
  • Funktionsstörungen der Nieren,
  • Einnahme von harntreibenden Medikamenten (Diuretika) und Abführmitteln (Laxantien).

 

Woran ist ein Flüssigkeitsmangel zu erkennen?

Ein Flüssigkeitsmangel kann gravierende Auswirkungen auf den Körper haben. Beim Erkennen erster Anzeichen muss daher sofort gehandelt werden! Erste Anzeichen können sein

  • Müdigkeit und Konzentrationsschwäche,
  • eingeschränkte körperliche Leistungsfähigkeit,
  • Kopfschmerzen und Schwindel,
  • Schwäche und Erschöpfung,
  • trockene Haut und Schleimhäute (z. B. rissige Lippen, Mundtrockenheit),
  • konzentrierter, dunkler Urin,
  • reduzierte Urinmenge,
  • Verwirrtheit,
  • Verstopfung sowie
  • Neigung zu Harnwegsinfektionen.

 

Folgen eines länger bestehenden Flüssigkeitsdefizits sind

  • Leistungsabfall,
  • Muskelschwäche,
  • Delir, Apathie,
  • Bewusstseinstrübung oder Bewusstlosigkeit,
  • veränderte/verstärkte Medikamentenwirkung,
  • Thrombosen,
  • Lungenembolie sowie
  • Kreislauf- und Nierenversagen.

Reagieren Sie sofort, wenn Sie eines oder mehrerer dieser Anzeichen wahrnehmen! Wird ein Flüssigkeitsmangel nicht durch Getränke ausgeglichen, kann das Anlegen einer Infusion oder gar die Einweisung ins Krankenhaus notwendig sein.

 

Wie viel und was sollten ältere Menschen trinken?

Trinkmenge

Ältere Menschen sollten täglich mindestens 1,3 Liter, besser 1,5 Liter trinken. Eine Trinkmenge von unter einem Liter pro Tag reicht nicht aus, um den Körper ausreichend mit Flüssigkeit zu versorgen.

In bestimmten Fällen sollten ältere Menschen mehr trinken, etwa

  • bei sehr hohen oder sehr niedrigen Außentemperaturen,
  • bei körperlicher Aktivität, Unruhe,
  • bei hoher Salz- und Proteinzufuhr, da hierdurch größere Mengen harnpflichtiger Substanzen anfallen, die zu einer erhöhten Urinmenge führen,
  • bei der Einnahme von Medikamenten, die harntreibend oder abführend wirken,
  • wenn wenig gegessen wird sowie
  • bei Fieber, Erbrechen oder Durchfall.

Eine exakte Berechnung der tatsächlich benötigten Flüssigkeitsmenge ist nur in Ausnahmefällen notwendig. Dazu zählen Krankheiten, die nur eine begrenzte Flüssigkeitszufuhr erlauben wie z. B. Leberinsuffizienz, Aszites (= krankhafte Ansammlung von Flüssigkeit im Bauchraum), Niereninsuffizienz und schwere Herzinsuffizienz oder eine über mehrere Tage deutlich zu geringe Trinkmenge.

 

Beachten Sie: Ältere Menschen benötigen insgesamt rund 2,25 Liter Flüssigkeit pro Tag. Zusätzlich zur empfohlenen Trinkmenge von mindestens 1,3 Litern fließt in diese Menge auch Flüssigkeit aus wasserreichen Lebensmitteln wie Gemüse und Obst oder Speisen wie Suppen und Eintöpfe ein. Zudem entsteht bei der Verdauung und Resorption von Nährstoffen im Körper sogenanntes Oxidationswasser. Dies wird ebenfalls in die Gesamtflüssigkeitsmenge eingerechnet. Die Flüssigkeit, die der Körper über Lebensmittel und das Oxidationswasser erhält, ist zusätzlich zur Trinkmenge zu berücksichtigen. Essen ältere Menschen weniger, fehlt nicht nur Wasser aus Lebensmitteln, es entsteht auch weniger Oxidationswasser. Daher gilt: Je weniger ältere Menschen essen, desto mehr sollten sie trinken!

Geeignete Getränke

Gute Flüssigkeitslieferanten sind Trink- oder Mineralwasser, ungesüßte Kräuter- oder Früchtetees sowie Saftschorlen mit einem Mischverhältnis von drei Teilen Wasser und einem Teil Saft.

Auch Kaffee sowie schwarzer und grüner Tee tragen zur Flüssigkeitsversorgung bei. Aufgrund der anregenden Wirkung von Koffein auf Herz und Kreislauf sind diese Getränke jedoch nicht zum Durstlöschen geeignet. Gegen den Genuss von bis zu vier Tassen täglich ist nichts einzuwenden.

Bei einer unzureichenden Energiezufuhr oder Mangelernährung sind besonders energiereiche Getränke als Zwischenmahlzeit, z. B. pure Säfte oder Smoothies, empfehlenswert. Diese liefern nicht nur Flüssigkeit, sondern auch Energie und Nährstoffe.

 

Wie können ältere Menschen zum Trinken motiviert werden?

Aufgrund des nachlassenden Durstgefühls kann es schwierig sein, ältere Menschen zum Trinken zu motivieren. Machen Sie das Trinken daher so leicht, attraktiv und angenehm wie möglich. Die folgenden Tipps können Ihnen dabei helfen.

Trinktipps:

  • Bieten Sie ein möglichst abwechslungsreiches Getränkeangebot an. Berücksichtigen Sie dabei die Vorlieben des/der älteren Menschen.
  • Vielen älteren Menschen ist pures Wasser zu fad. Aromatisieren Sie in diesem Fall Wasser mit geschnittenem Obst, frischen Kräutern oder einem Schuss Saft.
  • Manchmal kann auch die Temperatur des Getränks eine Rolle spielen. Kalte oder kühle Getränke werden beispielsweise abgelehnt. Erfragen und berücksichtigen Sie solch individuelle Vorlieben.
  • Sorgen Sie dafür, dass zu jeder Mahlzeit ein Getränk bereitsteht und füllen Sie leere Gläser umgehend wieder auf.
  • Bieten Sie hilfe- und pflegebedürftigen älteren Menschen Unterstützung beim Trinken an. Spezielle Trinkhilfen können dabei hilfreich sein.
  • Stellen Sie an häufig frequentierten Stellen im Zimmer, Wohnbereich, Speisesaal oder im Privathaushalt Getränke bereit.
  • In Senioreneinrichtungen können sich mobile Bewohner*innen an „Trink-Oasen“ oder Wasserspendern selbst bedienen. Achten Sie hier besonders auf Hygiene und bieten Sie an Automaten bei Bedarf Hilfe an.
  • Sorgen Sie dafür, dass Getränke gut erkennbar sind: Viele ältere Menschen greifen eher zu, wenn es sich um ein farbiges Getränk oder ein Getränk in einem farbigen Trinkgefäß handelt.
  • Führen Sie Trinkrituale ein wie den Nachmittagskaffee oder den „17.00-Uhr-Tee“, das Glas Wasser am Morgen oder der Tee vor dem Schlafengehen.
  • Regen Sie mit bekannten Trinksprüchen oder -liedern zum Trinken an wie „Trink, trink, Brüderlein, trink!“ oder „Ein Prosit der Gemütlichkeit“. Dies kann vor allem bei Menschen mit einer Demenz hilfreich sein.
  • Bei älteren Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, kann es zudem helfen, wenn Sie als Vorbild fungieren, also beispielsweise zuprosten und mittrinken.
  • Bei Menschen, die besonders von einem Flüssigkeitsmangel gefährdet sind, sollte ein Trinkprotokoll geführt werden.

 

Trinken bei großer Hitze

In Zukunft werden heiße Tage im Sommer immer häufiger erwartet. Vor allem für ältere Menschen, die ohnehin besonders von einem Flüssigkeitsmangel gefährdet sind, stellen Hitzewellen eine echte Gefahr dar. Folgende Tipps – zusätzlich zu den obenstehenden – können dabei helfen, einem Flüssigkeitsmangel bei großer Hitze vorzubeugen.

 

Trinktipps bei großer Hitze:

  • Sorgen Sie bei Hitze dafür, dass mehr als die empfohlene Mindestmenge von 1,3 Litern pro Tag getrunken wird.
  • Bieten Sie zusätzlich zu Getränken wasserreiche Gemüse- und Obstsorten wie Gurken, Tomaten, Wassermelonen, Pfirsiche oder Erdbeeren an.
  • Achten Sie darauf, älteren Menschen regelmäßig und in kleineren Abständen über den Tag verteilt Getränke sowie wasserreiche Lebensmittel anzubieten, also die Frequenz der Flüssigkeitszufuhr erhöhen.
  • Für mehr Abwechslung kann wasserreiches Gemüse und/oder Obst mit Saft, Milch oder Joghurt zu einem sämigen Smoothie püriert werden. Dies macht Gemüse und Obst v. a. für ältere Menschen mit Kau- oder Schluckproblemen leichter verzehrbar. Achten Sie bei schweren Schluckstörungen darauf, die Konsistenz des Smoothies dem Schweregrad der Schluckstörung anzupassen.
  • Auch wenn sie nicht zu den Getränken zählen, können auch Milch und Milchprodukte wie Buttermilch oder Joghurt zur Flüssigkeitszufuhr beitragen. Sie sind nicht nur gut schluckbar, sondern liefern gleichzeitig auch reichlich Protein.
  • Schließlich können auch Gemüsebrühen sowie selbstgemachtes Eis oder Eiswürfel aus Saft und/oder Wasser zum Lutschen eine mögliche Ergänzung sein. Deren Akzeptanz muss jedoch – wie bei allen Maßnahmen – individuell geprüft werden.

Weiterführende Informationen unter dem Stichwort: Getränke