Ess- und Trinkhilfen individuell auswählen und anbieten

Unterschiedliche Beeinträchtigungen und/oder Krankheiten können den Einsatz von Hilfsmitteln oder weitere Unterstützung erforderlich machen. Das eigenständige Essen und Trinken zu fördern und damit die Selbstständigkeit betroffener Personen möglichst zu erhalten ist dabei oberstes Ziel. Diese Prämisse kann nicht nur das Selbstwertgefühl steigern, sondern auch Kompetenzen und motorische Fähigkeiten erhalten. Sorgen Sie also dafür, dass die zu pflegende Person möglichst eigenständig und sicher essen und trinken kann. Fällt Essen vom Besteck auf den Tisch oder die Kleidung, kann ein Gefühl von Scham entstehen, was in letzter Konsequenz dazu führen kann, dass Speisen oder Getränke abgelehnt werden. Durch den Einsatz entsprechender Hilfsmittel oder das Angebot von Fingerfood kann „unfallfreies Essen“ erleichtert werden. Sollte beim Essen dennoch „etwas danebengehen“, versichern Sie der betroffenen Person, dass diese „kleinen Unfälle“ passieren können und nicht schlimm sind.

 

Geeignetes Besteck auswählen

Besteht trotz Beeinträchtigungen der Wunsch mit Messer, Gabel oder Löffel zu essen, so bieten sich verschiedene Varianten von Besteck an. Reicht die Handkraft nicht mehr aus, um das Besteck fest zu umgreifen, so kann Besteck mit verdickten Griffen oder entsprechenden Aufsätzen sowie bei Bedarf zusätzlichen Schlaufen Abhilfe schaffen. Ist die Beweglichkeit von Armgelenk oder Schulter eingeschränkt, so erleichtert vorne gebogenes Besteck das Führen zum Mund. Besonders leichtes Besteck kann eingesetzt werden, wenn die Muskelkraft nicht mehr ausreicht. Besonders schweres Besteck ermöglicht es, das Zittern der Hände z. B. bei Parkinson etwas abzumildern. Löffel mit einem tieferen Schöpfteil, ermöglichen Speisen sicherer zum Mund zu führen. Soll der Schluckreflex angeregt werden, so hilft ein Löffel mit einer geriffelten oder verdickten Unterseite, der vorsichtig über die Zungenmitte gestrichen wird. Dies ist nur eine Auswahl von Möglichkeiten, die zur Verfügung stehen.

 

Geeignetes Essgeschirr oder Teller finden und einsetzen

Teller oder Essgeschirr stehen mit ganz unterschiedlichen Funktionen, Farben und Formen zur Verfügung. Teller mit einem nach innen hochgebogenen Rand ­– einer Schiebekante – tragen dazu bei, dass das Essen nicht vom Teller rutscht, sondern automatisch auf den Löffel oder die Gabel geführt wird. Ein solcher Rand kann als separater Zusatz auch an einem flachen Teller angebracht werden. Dies unterstützt nicht nur ältere Menschen mit einer Seh- oder motorischen Beeinträchtigung, sondern ermöglicht auch das Essen ohne Messer bzw. mit nur einer Hand.
Teller mit einem farbigen Rand werden leichter erkannt und sorgen für einen stärkeren Kontrast zum Untergrund. Gleichzeitig ist der Kontrast zwischen Essen und Teller gegeben und der Übergang von der Innenfläche des Tellers zum Rand kann gut erkannt werden. Achten Sie bei der Zubereitung und Präsentation der Mahlzeiten darauf, dass die einzelnen Komponenten gut auf dem Teller zu erkennen sind. Bei hellen Speisen, wie Blumenkohl oder Fisch, kann es helfen die Speise auf einem farbigen Teller zu servieren.

Für ältere Menschen, die sehr langsam essen, kann ein Teller mit einer Warmhaltefunktion dazu beitragen, dass die Mahlzeit nicht so schnell abkühlt. Das ermöglicht der betroffenen Person im eigenen Tempo essen und somit in aller Ruhe eine warme Mahlzeit genießen zu können.
Viele weitere Hilfsmittel tragen dazu bei Personen mit unterschiedlichen Beeinträchtigungen eigenständiges Essen zu ermöglichen. Dazu zählen z. B. Unterlagen, die das Verrutschen des Tellers verhindern ebenso wie Ess- bzw. Schneid-Bretter, auf denen Brotscheiben fixiert werden können. Diese erleichtern es Brot mit nur einer Hand zu bestreichen bzw. Brot oder Käse zu schneiden.

 

Aus der Vielzahl von Trinkhilfen die geeignete wählen

Eine Vielzahl an Hilfsmitteln unterstützt ältere Menschen mit Beeinträchtigungen beim Trinken. Da bei nachlassendem Sehvermögen ein durchsichtiges Glas mit Wasser nur schwer erkannt werden kann, sind farbige Tassen, Becher oder Gläser in diesem Fall eine gute Wahl. Eine große Vielfalt an Farben und Formen ermöglicht es auf individuelle Wünsche einzugehen und das Trinkgefäß auch passend zum Design des übrigen Geschirrs oder in Senioreneinrichtungen der Trinkgefäße anderer Tischgäste zu wählen, so dass keine Scham wegen des Trinkgefäßes entsteht. Durchsichtige Trinkgläser, die es in leichterer Form auch aus Plastik gibt, sind gut geeignet für farbige Getränke wie Frucht- oder Gemüsesäfte, Saftschorlen oder Smoothies.
Das Zittern der Hände, das bei Krankheiten wie Parkinson auftritt, kann durch Tassen oder Becher mit einem beweglichen Griff ausgleichen werden. Fällt es schwer den Kopf nach hinten zu neigen, ist eine Trinkhilfe mit Nasenaussparung eine gute Wahl.
           
Für das Trinken im Liegen gibt es ebenfalls mehrere Varianten wie offene oder geschlossene Trinkgefäße mit integriertem Trinkhalm. Sind diese mit einem Ventil ausgestattet, so wird verhindert, dass die Flüssigkeit zurückläuft. In einigen Trinkgefäßen sorgt eine Membran, auf die das Getränk gegossen wird dafür, dass der Flüssigkeitsspiegel immer am oberen Rand des Trinkgefäßes bleibt. Dadurch muss der Kopf nicht geneigt werden bzw. kann im Liegen getrunken werden.

 

Wo und wie finde ich individuell geeignete Hilfsmittel?

Lassen Sie sich bei der Auswahl geeigneter Hilfsmittel umfassend beraten. Sanitätshäuser oder ggf. Apotheken sind hierfür die richtige Adresse. Dort können Sie die Hilfsmittel meist auch sehen und anfassen oder sich in der Senioreneinrichtung eine Auswahl zeigen lassen. Beobachten Sie die betroffene Person – wenn möglich – vorher genau. So können Sie auftretende Beeinträchtigungen beim Essen und Trinken sowie entsprechende Anforderungen, die sich draus ergeben, bei der Beratung möglichst präzise beschreiben und eine passende Wahl treffen. Bei speziellen Beeinträchtigungen kann z. B. auch ergotherapeutischer oder logopädischer Rat hinzugezogen werden.