Verantwortungsvoll einkaufen

Auch im Rahmen des Einkaufs können Sie die Qualität und Nachhaltigkeit Ihres Verpflegungsangebots maßgeblich beeinflussen. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Spezifikation der zu beschaffenden Lebensmittel. Wer nachhaltiger agieren möchte, beachtet dabei Kriterien wie Regionalität, Bio, Fairer Handel und artgerechte Tierhaltung. Der Prozessschritt Einkauf ist darüber hinaus eine Stellschraube zur Vermeidung von Lebensmittelabfällen.
 

 

Regionale Lebensmittel einsetzen

Der Einsatz von Lebensmitteln aus der eigenen Region ist für viele Küchen häufig ein erster Schritt hin zu einer nachhaltigeren Verpflegung. Werden regionale Lebensmittel entsprechend ihrer Saison im Freiland geerntet, tragen sie nicht nur dazu bei, lange Transportwege zu ver-meiden, den Energieverbrauch zu reduzieren und Kosten einzusparen. Sie überzeugen zu-dem durch besondere Frische, Geschmack und den vollen Nährstoffgehalt. Durch den Bezug regional erzeugter Lebensmittel unterstützen Sie nicht zuletzt auch die einheimische Wirt-schaft – insbesondere dann, wenn Sie die Ware von kleinen bis mittelgro-ßen landwirtschaftlichen Betrieben bzw. Verarbeitungsbetrieben beziehen.

Mehr Regionalität im Angebot: Wie können Sie vorgehen?

Beachten Sie zunächst: Regionalität steht nicht automatisch für mehr Qualität und Nachhaltigkeit, sondern beschreibt lediglich die Herkunft eines Lebensmittels. Werden Gemüse und Obst zwar in der Region, aber außerhalb ihrer Erntesaison in einem Gewächshaus angebaut, das mit fossiler Energie beheizt wird, ist ihre Erzeugung vergleichsweise ressourcen- und klimaintensiv. Im Zusammenhang mit den Kriterien „saisonal“ und „bio“ kann regionale Ware jedoch ihr volles Potenzial entfalten.

Weiterführende Informationen unter dem Stichwort: Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung

 

Bio? Logisch! Bioprodukte in der Gemeinschaftsverpflegung

Die Vorteile von ökologisch erzeugten Lebensmitteln gegenüber konventioneller Ware liegen auf der Hand: Bio-Lebensmittel enthalten nicht nur weniger Schadstoffe und Rückstände. Ihre Erzeugung ist auch besonders umweltverträglich und ressourcenschonend, da u. a. auf chemisch-synthetische Pflanzenschutz- und Düngemittel verzichtet wird. Der ökologische Landbau steht zudem für eine artgerechte Tierhaltung, bei dem jedes Tier Recht auf Platz, frische Luft und Licht hat. Auch die Vorgaben für den Einsatz von Antibiotika sind hier deutlich strenger als bei konventioneller Ware.

Erste Schritte zu mehr Bio: So kann‘s gehen!

Die Umstellung hin zu mehr Bio-Lebensmitteln erfordert eine gute Planung und kann – je nach Ausgangslage und Zielsetzung – mehr oder weniger aufwändig sowie zeitintensiv sein. Im Folgenden finden Sie einige Tipps dazu, wie Sie sich auf den Weg zu „mehr bio“ machen können:

 

Gibt es Unterschiede bei den Bio-Siegeln?

Bio ist nicht gleich Bio: Die Kriterien hinter dem EU-Bio-Siegel unterscheiden sich zum Teil deutlich von denen der Bio-Anbauverbände wie Demeter, Bioland oder Naturland. So definiert die EG-Öko-Verordnung lediglich Mindeststandards für die ökologische Erzeugung während Anbauverbände mit ihren Anforderungen weit über diese gesetzlichen Regelungen hinausgehen. Umwelt und Tierwohl werden bei ihnen durch strengere Auflagen noch stärker geschützt.

Weiterführende Informationen unter dem Stichwort: Ökologisch erzeugte Lebensmittel

 

Mit gutem Gewissen: Produkte aus fairem Handel einsetzen

Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Bananen und Gewürze gehören ganz selbstverständlich zu unserem Essalltag und werden auch in der Gemeinschaftsverpflegung täglich eingesetzt. Erzeugt werden sie in südlichen Ländern von Kleinbauern bzw. Arbeiter*innen, die oftmals nur sehr geringe Löhne erhalten. Gemeinsam mit niedrigen und teils stark schwankenden Weltmarktpreisen für die entsprechenden Produkte führt dies dazu, dass die Menschen ihre Lebenshaltungskosten oft nicht decken können. Armut, Kinder- und Zwangsarbeit sind dann nicht selten die Folgen. Ziel des Fairen Handels ist es, dem entgegenzuwirken und für gerechte Handelsstrukturen zu sorgen. Kleinbauerfamilien und Arbeiter*innen sollen nicht nur angemessen entlohnt werden, sondern auch von besseren Arbeitsbedingungen wie mehr Umwelt- und Gesundheitsschutz sowie dem Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit, profitieren.

Mit dem Bezug von Lebensmitteln aus fairem Handel unterstützen Sie gerechte Einkommen sowie bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen der Menschen in den Erzeugerländern. Ebenso wie der Begriff „Regional“ ist auch der Begriff „fair“ jedoch nicht gesetzlich geschützt. Es gibt daher kein einheitliches Siegel für fair gehandelte Lebensmittel, sondern eine Vielzahl an unterschiedlichen Siegeln. Einen Überblick über bestehende Siegel finden Sie auf den Seiten der Verbraucherzentrale.

Weiterführende Informationen unter dem Stichwort: Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung

 

Das Tierwohl im Blick haben

Wer im Verpflegungsalltag nachhaltiger agieren möchte, kommt am Thema „Tierwohl“ nicht vorbei. Denn eine Nutztierhaltung, die mehr Tierwohl unterstützt und damit den sich wandelnden ethischen Ansprüchen der Gesellschaft gerecht wird, ist zentraler Teil einer nachhaltigeren Ernährung. Durch eine artgerechte Haltung wird den Tieren Schmerz und Stress erspart, gleichzeitig ihr natürliches Bedürfnis nach Bewegung, Beschäftigung und Kontakt zu Artgenossen geachtet.

 

Woran erkenne ich Fleisch aus artgerechter Tierhaltung?

Eine gute Orientierung bietet das Bio-Siegel. So steht der ökologische Landbau neben dem Schutz der Umwelt auch für eine artgerechte Tierhaltung, bei dem jedes Tier Recht auf Platz, frische Luft und Licht hat. Die Vorgaben für den Einsatz von Antibiotika sind ebenfalls deutlich strenger als bei konventioneller Ware. Wie bei Bio-Lebensmitteln generell gibt es auch bei Fleisch bzw. Fleischerzeugnissen Unterschiede bei den Anforderungen, die hinter den unterschiedlichen Siegeln stehen: Während das EU-Biosiegel für die Erfüllung von Mindeststandards steht, gehen die Auflagen von Bio-Anbauverbänden wie Demeter, Bioland oder Naturland auch mit Blick auf das Tierwohl deutlich weiter.
Neben den verschiedenen Bio-Siegeln gibt es weitere Tierschutzlabel, die z. T. andere und/oder weitergehende Regelungen für eine artgerechte Tierhaltung erfüllen. Beispielhaft seien hier das Label des Neuland-Vereins oder das Label „Für mehr Tierschutz“ genannt. Informationen rund um eine artgerechte Tierhaltung und eine Übersicht über die verschiedenen Labels und ihre Anforderungen bietet die Internetseite der Initiative „Eine Frage der Haltung“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Informieren Sie sich bei Ihren Lieferant*innen nach der Herkunft und Haltung der Tiere.

 

Wie kann ich höheren Preisen für Fleisch aus artgerechter Haltung begegnen?

Fleisch aus artgerechter Tierhaltung ist in der Regel teurer als Fleisch von Tieren, die konventionell gehalten wurden. Durch ein selteneres Angebot von Fleisch sowie kleinere Fleischportionen können Sie Kosten einsparen und in mehr Tierwohl investieren.
Lesen Sie dazu mehr in der Rubrik Planung im Abschnitt „Mehr pflanzliche, weniger tierische Lebensmittel".
Ist es Ihnen nicht möglich, ausschließlich Fleisch aus artgerechter Tierhaltung zu beziehen, können Sie den Einsatz auch auf einzelne Gerichte wie z. B. Rinderbraten begrenzen. Die Nutzung möglichst aller Teilstücke und der Bezug halber oder viertel, im besten Fall vorzerlegter, Schlachtkörper ist oftmals deutlich günstiger als der Einkauf sogenannter Edelteile wie Kotelett, Filet oder Schenkel. Durch die Ganztierverwertung im Sinne des Prinzips „Von der Nase bis zum Schwanz“ müssen zudem weniger Tiere geschlachtet werden und es entstehen weniger Treibhausgasemissionen.

Weiterführende Informationen unter dem Stichwort: Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung

 

Fisch aus bestandserhaltender Fischerei

Fisch als Lieferant von Nährstoffen wie Protein, Jod sowie langkettigen Omega-3-Fettsäuren im Falle fettreicher Fische ist ein ernährungsphysiologisch wertvolles Lebensmittel, das den Speiseplan sinnvoll ergänzen kann. Weltweit sind laut Angaben des WWF jedoch über ein Drittel der Fischbestände überfischt, weitere 60 Prozent sind bereits am Limit. Beim Einsatz von Fisch sollte daher wenn möglich auf Fisch aus bestandserhaltender Fischerei zurückgegriffen werden. Bei nachhaltigem Fischfang wird dafür gesorgt, dass die eingesetzten Fang-methoden und ihre Anwendung die Fischbestände auf einem bestanderhaltenden Niveau halten und diese nicht in ihrer Reproduktionsfähigkeit eingeschränkt werden.
Möchten Sie beim Einkauf von Fisch nachhaltiger agieren, greifen Sie daher auf Fisch zurück, der das MSC-, das ASC-Siegel (Marine Stewardship Council- bzw. Aquaculture  Stewardship Council) oder ein Biosiegel wie Bioland oder Naturland trägt. Diese Siegel stehen für nachhaltigen Fischfang.

Weiterführende Informationen unter dem Stichwort: Nachhaltigkeit in der Gemeinschaftsverpflegung

 

Nachhaltiger agieren: Schritt für Schritt

Die Umstellung des Einkaufs hin zu mehr Nachhaltigkeit braucht Zeit. Bestimmen Sie mit Ihren Kolleg*innen – ausgehend von der aktuellen Situation – zunächst, welche Aspekte Sie im Rahmen des Einkaufs verändern können, um Ihre Verpflegung noch nachhaltiger zu gestalten. Möchten Sie mehr Bioprodukte einsetzen? Regionaler einkaufen? Beim Einsatz von Fleisch stärker auf Tierwohlaspekte achten? Leiten Sie aus Ihren Überlegungen Ziele ab und definieren Sie Maßnahmen, mit denen Sie diese erreichen können. Beachten Sie dabei, dass Veränderungen Zeit brauchen und einige davon, vor allem zu Beginn, organisatorischen (Mehr-)Aufwand bedeuten können, beispielsweise die Erweiterung Ihres Lieferant*innen-Netzwerks für den Bezug regionaler Produkte oder die Erhöhung des Bio-Anteils im Angebot.
Informieren Sie sich bei Verpflegungsverantwortlichen aus anderen Einrichtungen, die Ihren Einkauf bereits umgestellt haben und profitieren Sie dabei von deren Erfahrung. Es gibt oftmals Netzwerke, die die Möglichkeit für Hospitation und Austausch bieten.

 

Mehrkosten ausgleichen

Ob bio, fair gehandelt oder artgerecht gehalten: Lebensmittel, die diesen Kriterien entsprechen, sind oftmals teurer. Ihr Einsatz erscheint für viele Küchen zunächst als eine Herausforderung. Es gibt jedoch Möglichkeiten, anfallende Mehrkosten durch eine gute Organisation und gezieltes Agieren an anderen Stellen im Verpflegungsprozess auszugleichen. Etwa durch...

  • die Reduktion von Lebensmittelabfällen und Speiserückläufen,
  • den selteneren Einsatz sowie kleinere Portionsgrößen von Fleisch und Wurst,
  • die Verwertung des ganzen Tiers beim Einsatz von Fleisch,
  • einen höheren Anteil an vegetarischen Speisen im Speiseplan,
  • den Bezug saisonaler Ware aus der Region,
  • den Zusammenschluss zu einer Einkaufsgemeinschaft, um günstigere Preise aushandeln zu können,
  • einen verringerten Einsatz von Convenience-Produkten,
  • den Einsatz ressourceneffizienter Küchentechnik bzw. ein effizientes Bedienen vorhandener Geräte.

 

Lebensmittelabfälle vermeiden

Lebensmittelabfälle entstehen nicht nur bei der Zubereitung oder Ausgabe von Speisen. Auch im Prozessschritt Einkauf und der dazugehörigen Lagerung besteht die Gefahr, dass Lebensmittel unnötig im Müll landen. Oftmals sind Fehler in der Lagerung oder zu große Bestellmengen die Ursachen.

Weiterführende Informationen unter dem Stichwort: Lebensmittelabfälle vermeiden