Mehr Nachhaltigkeit in der GV – Impulse für die flächendeckende Umsetzung
Trotz vieler guter Beispiele und erprobter Konzepte: Eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung (GV) wird in Deutschland noch nicht flächendeckend umgesetzt. Welche Hürden dem entgegenstehen und welche Lösungsstrategien es gibt, haben Fachleute auf Einladung der Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit diskutiert. Das entstandene Impulspapier zeigt Handlungsoptionen auf.Die Wissenschaftsplattform Nachhaltigkeit (wpn2030), die Technische Universität Berlin und die Hochschule Osnabrück haben gemeinsam mit Fachleuten aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft Wege zur Umsetzung einer flächendeckenden nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung erarbeitet. Dabei wendeten sie das von der wpn2030 entwickelte Dialogverfahren der DNS-Labs an, die auf die Umsetzung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie (DNS) ausgerichtet sind.
Diese Fragen haben die Fachleute diskutiert: Welche Hürden stehen einer flächendeckenden Umsetzung einer nachhaltigen Gemeinschaftsverpflegung im Wege und welche Lösungsansätze können eine Transformation vorantreiben?
Aus den Lösungsansätzen identifizierten die Fachleute vier zentrale Handlungsstrategien, die sie am höchsten priorisierten:
1. Nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung braucht positive Narrative: Hierfür ist Verständlichkeit das oberste Gebot. Um Menschen in ihrem Alltag anzusprechen, brauche es leicht nachvollziehbare, überzeugende, zielgruppengerechte und auf wissenschaftlicher Evidenz basierende Argumente und positive Botschaften. Für entscheidend halten die Fachleute inspirierende Geschmackserlebnisse, Vielfalt und eine preisliche Erschwinglichkeit, begleitet von transparenter und informativer Kommunikation.
2. Nachhaltigkeit als Standard: Nachhaltiges Handeln soll zur naheliegenden und überzeugenden Option gemacht werden, auf die alle Menschen Zugriff haben. Als zentralen Ausgangspunkt sehen die Fachleute die flächendeckende Umsetzung der DGE-Qualitätsstandards oder der Empfehlungen der Planetary Health Diet. Finanzielle Anreize und staatlich geförderte Beratungsprogramme sollten bei der Umsetzung unterstützen, damit eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung zum Standard werden kann.
3. Ökonomische Anreize auf Lebensmittelebene: Um Anreize für nachhaltigere Produktion und Konsum zu schaffen, brauche es eine Annäherung an ökologisch und sozial “wahre Preise” : Denkbar ist eine Anpassung der Mehrwertsteuer oder Mehrwertsteuerbefreiung auf pflanzliche und gering verarbeitete Produkte mit niedriger Umweltwirkung (z. B. Hülsenfrüchte, frisches Gemüse) und eine Anhebung der Mehrwertsteuer auf besonders klimaschädliche Produkte. Außerdem könne die Einführung einer nachhaltigkeitsbezogenen Abgabe auf Basis definierter Indikatoren (z. B. CO2-Emissionen) erhoben werden. Beides ginge zwar über die Gemeinschaftsverpflegung hinaus, könne hier jedoch eine Schlüsselrolle spielen. So könnten nachhaltige Beschaffungsentscheidungen finanziell erleichtert und nachhaltigere Menüs preislich attraktiver angeboten werden.
4. Lotsenstelle auf Länderebene: Zahlreiche Akteur*innen und Initiativen fördern bereits eine nachhaltige Gemeinschaftsverpflegung. Förderansätze sind aber häufig befristet und projektbezogen finanziert. Hier sehen die Fachleute einen deutlichen Bedarf an Kontinuität und übergeordneter Struktur, die langfristig für Bündelung, Austausch und Breitenwirkung sorgt. Sie schlagen deshalb Lotsenstellen in den Bundesländern vor, die Förderstrukturen sichtbar machen, den Austausch erleichtern und den Wissenstransfer sowie die langfristige, bereichsübergreifende Vernetzung fördern. Die Lotsenstelle sollte eng mit bestehenden Strukturen wie dem Bundeszentrum Kita- und Schulverpflegung, den Vernetzungsstellen für Kita- und Schulverpflegung sowie Seniorenernährung sowie Modellregionen zusammenarbeiten und auf dem bereits Erarbeiteten aufbauen.
Zentrale Hebel für Transformation identifiziert
Die Transformation der Gemeinschaftsverpflegung hin zu mehr Nachhaltigkeit bietet ein enormes Potenzial, um die Ziele der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie und der Agenda 2030 zu erreichen, so die Wissenschaftler*innen in ihrem Fazit. Die im DNS-Lab identifizierten Handlungsansätze zeigten zentrale Hebel für eine Transformation auf, die es nun zu konkretisieren gilt.
Quelle: https://www.gemeinsamgutessen.de